Wir grüssen Sie im Frühjahr 2022. Es gibt Krieg in der Europa, Coronaregelungen sind weitestgehend aufgehoben und am 10. und 24. April wählt Frankreich. Wichtige Themen, die hierzulande die Schlagzeilen beherrschen. Aber bleiben wir bei unserer Branche und schauen kurz dort hinter die Kulissen.
Sachversicherungen in Frankreich:
schmerzhaft aber unausweichlich
Für die Policenverlängerungkampagne 2022 ist festzustellen, dass die Kompositversicherer während der COVID Zeit ihre «Hausaufgaben» gemacht haben: Vertragstextklarstellung als Folge von Corona und CYBER-Risiken.
Als Versicherungsmakler werden wir damit konfrontiert, Policen zu bereinigen, klarzustellen oder zu kündigen, sofern keine Resonanz der Kunden kommt oder diese den Einschränkungsnachtrag nicht unterschreiben wollen. Hintergrund ist die COVID Krise - im Auslauf dessen die französische Aufsichtsbehörde ACPR Versicherern auferlegte, ihre Vertragswerke klarzustellen und eindeutig den Ertragsausfall nach der Pandemie zu klären, sprich: auszuschliessen.
Wir erinnern uns: diverse Gerichte in Frankreich hatten einige Versicherer zu Schadenersatz verurteilt, da der Vertragswortlaut nicht eindeutig war (in dubio pro reo).
Cyber-Risiken: in or out
Zudem ist die Aufsichtsbehörde auch der Meinung, dass auch Cyber-Risiken klar und als Deckungsbestandteil zu definieren sind, oder nicht. Der Stein des Anstosses kam hier durch das französische Wirtschaftsministerium, welches Lösegeldzahlungen an Erpresser für illegal erklärte, da dem Geldwäschegesetz unterliegend. Zum Thema Cyber Risiken lesen Sie bitte auch einen aktuellen Beitrag auf unserer Webseite.
Kundenunfreundliche Portfoliokontrolle
Manche Versicherer entdecken nun den Mehrwert einer Portfoliokontrolle und der Korrelation mit statistischen Schadenwahrscheinlichkeiten. So zumindest erscheint es uns, wenn wir gebeten werden, eine 10-jährige schadenfreie Verbindung mit einer Kündigung zu beenden (aufgrund einer gruppenweiten Versicherer-Schadenanalyse in vergleichbaren Tätigkeitsbereichen - Plastik, Oberflächenbehandlung, Gas). Der Kunde ist überrascht, verständlicherweise unverständig und unzufrieden. Hier ist wertvolles Porzellan zerschlagen worden.
Schliesslich tritt nun auch die Argumentation zu Tage unter verstecktem Hinweis, dass die Finanzerträge nicht mehr so fliessen. Diese hätten jahrelang das versicherungstechnische Ergebnis geschönt, was nun nicht mehr der Fall ist. Nicht ganz nachzuvollziehen, da die EZB schon seit fast 10 Jahren ihr QE betreibt.
Gekoppelt ist dies mit der klaren Direktive aus Brüssel, eine Versicherungspolice als «Produkt» zu sehen, zu erläutern, bepreisen und vertreiben. Dabei sind nun bestimmte «Produktlinien» aus dem Raster gefallen und lassen den Kunden allein. Verwerflich ist dabei die opportunistische Haltung einiger Versichere, in bestimmten Situationen, die Konditionen zu Lasten des Kunden binnen einiger Monate zu verschärfen, als ob die Wendung des Marktes dem Berliner Mauerfall gleichkäme; ist es aber doch eher eine grundsätzliche Wandlung.
Bleiben Sie gesund und gut versichert! Wir wünschen ein frohes und sonniges Osterfest,
Ihr
Cabinet FACT Team