Deutsche und Franzosen sprechen zu selten, moniert Axa-Chef Thomas Buberl. Er ist unsicher, ob Politiker wissen, wie groß der Druck durch den Energiepreisschock und Amerikas Subventionsoffensive ist. Dies und andere aktuellen Themen bespricht er in einem Interview mit der FAZ anlässlich des 60. Jubiläums des Elysee Vertrags von 1963.
Herr Buberl, als Sie vor sieben Jahren als Deutscher an die Spitze eines französischen Großkonzerns berufen wurden, war das eine kleine Sensation. Inwiefern unterscheiden sich Deutsche und Franzosen in der Geschäftswelt?
Ich sehe keine großen Unterschiede. In beiden Ländern ist man mit dem Weltmarkt konfrontiert, und die strategischen Überlegungen der Unternehmen ähneln sich.
Aber ein Klischee besagt, dass französische Unternehmen stärker von oben her geführt werden.
Wenn Sie so verfahren, haben Sie in der heutigen Zeit keine Chance mehr. Wenn eine einzige Person ein Unternehmen dominiert, dann nutzt man die ganzen guten Ideen und Ressourcen nicht. Bei uns setzt sich heute die beste Idee durch und nicht die Idee, die Herr oder Frau CEO hat.
Viele französische Politiker und Manager werden in Elitehochschulen ausgebildet. Kann Deutschland davon lernen?
Wenn ich nur Absolventen von Eliteschulen einstelle, dann habe ich nicht die besten Köpfe. Wenn man in die nächste Generation schaut, dann gibt es deutlich mehr Diversität. Bei Axa rekrutieren wir aus allen Ecken und Gesellschaftsschichten. Das ist ja auch ein bisschen mit unserem Geschäft verbunden: Bei Versicherungen bringen Sie viele verschiedene Risiken zusammen und sehen, was gut ist. Ich kenne in Frankreich kein Unternehmen mehr, das anders verfährt.
Sie sprachen schon fließend Französisch, bevor Sie Axa-Chef wurden. Wäre das auch ohne die Sprachkenntnisse möglich gewesen?
Mein Vorgänger hat mir immer gesagt, dass das möglich ist. Ich weiß heute, dass es schwieriger gewesen wäre. Axa ist eine Institution in Frankreich, und Sie werden hier niemanden in den Gewerkschaften oder der Politik finden, der Ihretwegen Englisch redet. Ich kann das auch verstehen. Wenn Sie in ein Land kommen und dort reüssieren wollen, dann haben Sie als Ausländer die Pflicht, sich voll zu integrieren, das heißt auch, die Sprache zu sprechen.
Immer weniger Schüler in Frankreich lernen Deutsch und umgekehrt. Wie erklären Sie sich das?
Wann haben Sie das letzte Mal darüber nachgedacht, ob Sie an Hunger leiden könnten? Wahrscheinlich noch nie. Wir nehmen viele Dinge als gegeben hin. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das anders, da sollte es nie wieder einen militärischen Konflikt zwischen Frankreich und Deutschland geben und wollte man alles dafür tun, um die Länder auf kultureller Ebene zusammenzuschweißen. Deshalb hat man Städtepartnerschaften und Austauschprogramme initiiert. Das hat nachgelassen, läuft jetzt aber wieder an.
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